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Mit People Analytics zu höherer Mitarbeiterbindung

14. November 2024

In der heutigen Geschäftswelt stehen Organisationen vor einer Vielzahl personeller Herausforderungen. Veränderungen der Arbeitsplätze durch Künstliche Intelligenz, der Mangel an qualifizierten Fachkräften und die demografische Entwicklung zählen hierbei mit zu den meistgenannten Aspekten. Weniger beachtet dagegen sind die aktuellen Entwicklungen im Bereich der emotionalen Bindung von Mitarbeitenden. Was dies für Organisationen bedeutet und inwiefern People Analytics hierbei eine Schlüsselrolle zukommt, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag. Seien Sie gespannt! 😉 

Emotionale Bindung und innere Kündigung: Ein Weckruf für Unternehmen 

Emotionale Bindung beschreibt das Ausmaß, in dem Mitarbeitende eine positive, emotionale Verbindung zu ihrem Arbeitgeber und ihrer Arbeit haben. Diese Bindung geht über die reine Erfüllung der Arbeitsaufgaben hinaus und umfasst Gefühle der Zugehörigkeit, Wertschätzung und Identifikation mit den Unternehmenszielen und -werten. Mitarbeitende mit hoher emotionaler Bindung sind motivierter, engagierter und zeigen eine höhere Bereitschaft, sich für den Erfolg des Unternehmens einzusetzen. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup ermittelte in einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2020 (vgl. Gallup 2023) folgende Positiveffekte emotionaler Bindung für Unternehmen:

  • 18 % bis 43 % geringere Fluktuation 
  • 81 % weniger Krankentage 
  • 64 % weniger Arbeitsunfälle 
  • 41 % weniger Qualitätsmängel 
  • 10 % bessere Kundenbewertungen 
  • 14 % höhere Produktivität 

Der Engagement-Index Deutschland 2023 von Gallup zeigt jedoch, dass lediglich 14 Prozent der Arbeitnehmenden eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen aufweisen (Gallup, 2023). Die Mehrheit, nämlich 67 Prozent, fühlt sich nur schwach mit ihrem Arbeitgeber verbunden und erledigt Dienst nach Vorschrift (vgl. ebd.). Zudem ist die Zahl der Arbeitnehmenden, die innerlich gekündigt haben, auf 19 Prozent gestiegen – der höchste Stand seit 2012. 

Ein wesentlicher Faktor für die unzureichende emotionale Bindung der Mitarbeitenden liegt darin, dass lediglich 14 Prozent der Befragten ein Arbeitsumfeld erleben, das durch effektive Führung geprägt ist und eine starke Identifikation mit dem Unternehmen fördert. Diese Situation trägt dazu bei, dass die Wechselbereitschaft im Jahr 2023 ein Rekordhoch von 45 Prozent erreicht hat, verglichen mit 42 Prozent im Jahr 2022.

Dies verdeutlicht die Dringlichkeit für Unternehmen, ihre Personal- und Führungsstrategien zu hinterfragen und anzupassen. Mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel gewinnt dies an Bedeutung, um den damit einhergehenden personellen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Und kurzfristige Engpässe können nur mit produktiven Mitarbeitenden gemeistert werden. 

Relevanz und Chancen von People Analytics 
People Analytics ist eine strategische Methode zur systematischen Analyse von Personaldaten, die Unternehmen ermöglicht, fundierte Entscheidungen im Personalmanagement zu treffen. Durch eine intelligente Analyse von Personal- und Unternehmensdaten lassen sich wertvolle Einsichten gewinnen. People Analytics ermöglicht es Unternehmen, datengestützte Entscheidungen zu treffen, anstatt sich auf Intuition oder Annahmen zu verlassen. Dies führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern unterstützt auch eine positive Unternehmenskultur, in der Mitarbeitende sich geschätzt und gehört fühlen. Indem Unternehmen People Analytics und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in ihre Personalstrategien integrieren, schaffen sie ein Umfeld, das sowohl die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden als auch die strategischen Ziele des Unternehmens berücksichtigt. Durch die gezielte Analyse und Auswertung von bereits vorliegenden oder dafür zu erhebenden Daten können die Entwicklungen, Bedürfnisse und Potenziale der Mitarbeitenden offengelegt werden. Daraus können effektive Maßnahmen abgeleitet und wichtige Entscheidungen getroffen werden, um beispielsweise die emotionale Bindung der Mitarbeitenden und die Arbeitszufriedenheit zu fördern. 

Handlungsbedarf identifizieren 
Personalbefragungen und regelmäßige Feedbackgespräche erlauben es Unternehmen, gezielt aktuelle und möglicherweise noch fehlende Daten zu individuellen Erfahrungen und persönlichem Erleben zu sammeln. Anhand offener Fragen und einheitlicher Bewertungsmöglichkeiten lassen sich allerlei Themenbereiche abdecken, messen und identifizieren. Unternehmen können also wertvolle, datengestützte Erkenntnisse gewinnen, die es ihnen ermöglichen, Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden besser zu verstehen und derzeitige Entwicklungen offenzulegen, um Negativtrends anschließend entschlossen entgegenzuwirken. Durch die systematische Auswertung von beispielsweise Abwesenheitsdaten, Umfrageergebnissen und Fluktuationsquoten können Unternehmen frühzeitig Anzeichen von Unzufriedenheit ausfindig machen. Wenn Mitarbeitende häufig krankgeschrieben sind oder ihre Leistung nachlässt, kann dies auf mangelnde Arbeitsmotivation und -zufriedenheit hinweisen. Proaktive Gespräche oder Anpassungen der Arbeitsbedingungen können helfen, Probleme zu lösen, bevor sie zu innerlichen oder tatsächlichen Kündigungen führen. 

Optimierte Personalentwicklung und gute Führung dank People Analytics 
Durch individuelle Förderung und Weiterentwicklung sowie durch eine positive Führungskultur können Mitarbeitende leichter Wertschätzung erfahren. Auch dies kann sich zugunsten emotionaler Bindung auswirken. People Analytics kann hierbei eingesetzt werden, um individuelle Entwicklungspotenziale und -bedürfnisse unternehmensweit zu erkennen. Durch die Analyse von Leistungsevaluierungen können zudem maßgeschneiderte Schulungsprogramme entwickelt werden, die den spezifischen Anforderungen der Mitarbeitenden gerecht werden. Indem Unternehmen individuelle Karrierepläne entwickeln, können sie Mitarbeitende Perspektiven geben und Lust darauf machen, langfristig im Unternehmen zu bleiben. Des Weiteren bietet es sich an, das Führungserleben in Organisationen zu untersuchen, um zu sehen, welche Führungsstile am effektivsten sind. Dank der verknüpften Analyse und Auswertung von Personal- und Unternehmensdaten können dementsprechend Schulungen für Führungskräfte entworfen werden, um Führung zu verbessern und ein positives Arbeitsklima zu fördern. Die Entwicklung von Führungskompetenzen ist entscheidend, da gute Führungskräfte in der Lage sind, ihre Teams zu motivieren, zu inspirieren und Mitarbeitende an das Unternehmen auch emotional zu binden.  

Herausforderungen und ethische Überlegungen  
People Analytics bietet offensichtlichen Vorteile, dennoch sind auch einige Herausforderungen zu meistern. Datenschutz und ethische Überlegungen stehen hier im Fokus. Es ist entscheidend, Transparenz zu schaffen und sicherzustellen, dass Mitarbeitende über die Datenerhebung und -nutzung informiert sind. Unsachgemäße Datennutzung oder mangelnde Transparenz können zu einem Vertrauensverlust führen und das Arbeitsklima negativ beeinflussen. Darüber hinaus sind Daten anonymisiert auszuwerten. Es darf nicht möglich sein, Rückschlüsse auf einzelne Personen zuzulassen, die sich negativ auf das Personal auswirken können. People Analytics darf keinesfalls dazu verwendet werden, vermeintlich leistungsschwache Mitarbeitende zu identifizieren und auszusortieren oder gar zu kündigen. Ziel sollte es sein, Missstände aufzudecken, negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten sowie dies ethisch und transparent zu gestalten.  

Praktische Umsetzung von People Analytics  
Um People Analytics erfolgreich in der Personalpolitik zu implementieren, sollten Unternehmen einige Schritte beachten:  

1. Datenbasis schaffen  
Der erste Schritt besteht darin, eine solide Datenbasis zu schaffen. Dies umfasst die Erhebung von quantitativen und qualitativen Personaldaten, beispielsweise aus Umfragen, Leistungsbeurteilungen oder Fluktuationsraten. Eine transparente Kommunikation über die Datenerhebung ist entscheidend, um das zwischenmenschliche Vertrauen und die Akzeptanz zu gewährleisten.  

2. Analyse und Interpretation  
Die gesammelten Daten müssen dann analysiert werden. Hierbei ist es wichtig, dass die Mitarbeitende im Bereich People Analytics gut geschult sind und über die nötigen Kompetenzen verfügen, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Eine fehlerhafte Analyse kann zu falschen Schlussfolgerungen und damit zu kontraproduktiven Maßnahmen führen.  

3. Maßnahmen ableiten und evaluieren  
Basierend auf den Analyse-Ergebnissen sollten konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Diese können von der Einführung neuer Schulungsprogramme bis hin zum Test neuer Arbeitsmodelle reichen. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen regelmäßig evaluiert und angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Effekt haben. Die Einbindung des Personals in diesen Prozess kann dazu beitragen, dass die Maßnahmen nicht nur besser identifiziert und geplant, sondern auch auf breiter Basis akzeptiert werden. Den Mitarbeitenden wird so das Gefühl vermittelt, dass ihre Meinungen und Bedürfnisse ernst genommen werden.  

4. Schulung und Entwicklung von Führungskräften  
Um die Vorteile von People Analytics voll ausschöpfen zu können, ist es wichtig, dass Führungskräfte zu den Themen Feedback, Evaluierung und Nutzung von Auswertungsergebnissen geschult werden. Sie sollten verstehen, was die gewonnen Erkenntnisse für sie selbst und das Team bedeuten. Zudem ist es für ein positives Arbeitsumfeld mit zufriedenen Mitarbeitenden unerlässlich, die Ergebnisse und darauf gegründete Entscheidungen treffend zu kommunizieren.

Fazit  
People Analytics hat das Potenzial, die HR-Funktion strategisch neu auszurichten, indem es die Lücke zwischen Personalabteilung und Unternehmenszielen schließt. Es erlaubt Unternehmen, maßgeschneiderte, proaktive und datengetriebene Personalstrategien zu entwickeln, die nicht nur die Effizienz, sondern auch das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden fördern. Damit trägt es maßgeblich zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bei. 

In einer Welt, in der Mitarbeitende das wertvollste Kapital eines Unternehmens sind, ist die Fähigkeit, ihre Bedürfnisse und Potenziale durch Datenanalysen besser zu verstehen, ein entscheidender Vorteil. 

Jessica Schmid ist bei den Guides im Bereich Organisationskulturentwicklung tätig. Sie bringt wertvolle Perspektiven aus der internationalen Personalentwicklung und Soziologie mit. Jessica interessiert sich für Datenanalyse, insbesondere Power BI fasziniert sie sehr. In ihrer Freizeit ist Jessica gerne sportlich aktiv. Eine besondere Leidenschaft hegt sie für Kitesurfen und die französische Sprache.