
01. September 2025
Neues vom Wander/Guide: Ein Streifzug im Kirnitzschtal durch die sächsische Schweiz
Nahezu über die ganze Republik sind die Guides inzwischen beratend unterwegs. Sachsen gehört bislang nicht dazu. Aber wo man nicht arbeitet, kann man ja trotzdem wunderbar Urlaub machen.
Drum hat sich unser Wander-Guide Ulf Stecher in diesem Sommer in die Sächsische Schweiz aufgemacht und u.a. das Kirnitzschtal bewandert.
Mit Bus, Bahn & Kahn
Bevor wir starten, empfiehlt sich ein Bargeld-Check, denn es geht weit ins Tal der Kirnitzsch. Auch wenn uns später im Tagesverlauf Kartenzahlung angeboten wird, so kann es je nach Witterung und Empfang schon mal schwierig werden, also sicherheitshalber mal 20 € in den Wanderrucksack. Zur Anreise bieten sich einem gleich mehrere Optionen, ich wähle den ÖPNV ab Bad Schandau.
Mit der Buslinie 241 ab der Haltestelle Elbkai geht es in gut 30 Minuten entlang der Kirnitzsch nach Hinterhermsdorf zur Haltestelle Hoffnung. Hier steigen wir aus und folgen durch das hübsche alte Dorf den Beschilderungen „Obere Schleuse, Waldhusche und Buchenparkhalle“. In knapp 20 Minuten passieren wir Sachsens längste Pausenbank und erreichen den Parkplatz „Zu Hoffnung“ in unmittelbarer Nähe der Buchenparkhalle, einer sogenannten Baude, die uns am Nachmittag nach der Rückkehr mit sächsischen und böhmischen Köstlichkeiten beglücken wird.
Unser Weg führt weiter Richtung „Obere Schleuse“ vorbei an einer kleinen Gartensiedlung, ein Stück in den Wald hinein, bevor wir in weiteren 20 Minuten zum Anleger herabsteigen. Inzwischen hat sich das Landschaftsbild geändert, sattes Grün bestimmt die Schlucht rund um die Kirnitzsch, einem rund 45 km langen Nebenfluss der Elbe. Dann sehen wir das kleine Kassenhäuschen vor uns und erstehen für 9.- € für Erw. (2025) unseren Fahrschein. In der Regel geht das auch bargeldlos, „aber“… ich erwähnte es ja schon. Nebenbei gibt es hier auch hausgemachten Eierlikör zu erstehen.
Wir ziehen es vor, nüchtern in den Kahn zu steigen, der uns unter sachkundiger und humorvoller Begleitung des Flößers rund 700 Meter flussabwärts bringt. Auf diesem Abschnitt wurde schon früher das Wasser gestaut, um später das geerntete Holz herabzuflössen. Heute ist es eine beschauliche und beeindrucke Fahrt durch die Stille der Schlucht, vorbei an Felsformationen, die Elefanten, Steinpilzen, einem Schaf oder ähnlichem gleichen.
Am Ende der Staustufe und 20 Minuten später steigen wir aus. War der Kahn gerade noch gut gefüllt, so entzerrt sich dies nun schnell in verschiedene Richtungen. Unser nächstes Ziel entlang der Kirnitzsch ist nun das „Herrmanneck“. Dies lockt neben der Aussicht ins Tal mit einer kleinen Challenge. Hinauf folgen wir der Beschilderung „steil/eng“, die zugleich als Einbahnstraße zu verstehen ist. Mit dem Rucksack nach vorn geschnallt geht es einen sehr schmalen Stieg auf allen Vieren durch eine Felspalte hinaus. Hier kann es schon mal etwas dauern.
Oben angekommen lassen wir den Blick schweifen, trinken kurz einen Schluck und nehmen dann den Abstieg „bequem“ über breite Stufen herab auf unseren ursprünglichen Weg. Wir folgen dem Weg nun für einige Kilometer, immer parallel zum Fluss. Es geht immer wieder vorbei an üppigen Heidelbeerbüschen, Preiselbeeren, Brombeersträuchern, durch Felsblöcke – immer leicht auf- und absteigend. Als wir der Kirnitzsch am nächsten sind, laden ein paar querliegende Baumstämme als Pausenplatz ein. Es plätschert leise vor sich hin, und wir sind glücklicherweise gänzlich allein an diesem wunderbaren Ort – mit Blick nach Tschechien auf der anderen Uferseite.
Genug geschwärmt, weitere gute drei km folgen wir dem glasklaren Wasser auf einsamen Pfaden in üppiger Natur und durch teilweise meterhohe Farne. Im Hintergrund tun sich die „Rabensteine“ auf, eine der zahlreichen Felsformationen in der Sächsischen Schweiz. Dann schlagen wir einen Haken nach rechts, um genau auf jene Felsen zu steigen, auch „Hinterhermsdorf“ ist hier bereits wieder ausgeschildert.
Nun machen wir schnell Höhe, die Wege werden wieder breiter, und hin und wieder machen wir ein paar traurige Zeugen (karge Baumreste) des verheerenden Waldbrandes von 2022 aus. Man hat die Natur an vielen Stellen dieser Region sich selbst überlassen und ist überrascht, wie sich diese in nur drei Jahren offenbar ganz gut regeneriert. Das Elbsandsteingebirge scheint fruchtbaren Boden zu haben.
Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Abzweig „Obere Schleuse“ vom Vormittag und folgen der Beschilderung „Buchenparkhalle“. Ab jetzt sind wir auf bekannten Wegen unterwegs und erreichen nach einem guten Kilometer eben jene Einkehr. Die urige Buchenparkhalle lockt mit deftiger Kost und süßen Leckereien. Wir entscheiden uns für Schweinegulasch mit böhmischen Klößen und Rotkohl für 11,90€ (2025) und Buttermilchplinsen mit den bereits erwähnten Heidelbeeren für 8,90 € (2025), die eben noch den Weg säumten. Wander-Herz, was willst du mehr? Nun denn,wir hätten da eine Idee.
Wer wie ich mit den Öffis angereist ist, geht zurück zur Bushaltestelle „Hoffnung“ in Hinterhermsdorf, fährt zurück mit dem 241er, dieses Mal aber nur bis Haltestelle Lichtenhainer Wasserfall und steigt dort in die knatschgelbe „Kirnitzschtalbahn“, die hier einspurig seit 1898 verkehrt. Nostalgie pur und ein wunderbarer Abschluss eines erfüllten Tages.
Anreise: Buslinie 241 ab Bad Schandau bis Haltestelle „Hoffnung“ in Hinterhermsdorf, Parken am Parkplatz der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf.
Länge: Reine Wegstrecke wie oben beschrieben, 13,2 km – 350 Höhenmeter
Kondition: Mittelschwere Wanderung, gute Grundkondition erforderlich
Dauer: Mit Pausen, Kahnfahrt und Verweilen hier und da braucht man gute 6 Std.
Jahreszeit: Von Ostern bis Oktober (je nach Witterung), Spätherbst/Winter teilweise nicht begehbar und keine Kahnfahrten möglich
Ausrüstung: Nix für Schlappen! Wanderschuhe oder mindestens knöchelhoher Trekkingschuh, zwei Liter Getränke und kleiner Imbiss für unterwegs
Einkehr unterwegs: Kleiner Imbiss am Einstieg Oberer Schleuse
Einkehr zum Abschluss: Buchenparkhalle (Hinterhermsdorf) oder Gastronomie am Halt/Umstieg „Lichtenhainer Wasserfall“
Hinweis: Jeder haftet für sich selbst. Es bedarf immer einer gesunden Selbsteinschätzung, wer sich auf eine Wanderung begibt.
Track als GPX: GPX-Datei der Route (Download und Gebrauch auf eigene Gefahr!)
Ulf Stecher ist Kreativkopf und Gestalter bei guides.consulting. Sein Fokus liegt auf der Umsetzung aller relevanter Dinge für die Unternehmenskommunikation sowie der Organisation von Events und Veranstaltungen, intern wie extern. In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit mit Wandern und Radfahren und als Stadtentdecker. Von sich selbst sagt er mit einem schmunzelnden Auge: Ich kenne Orte, an denen selbst Google niemanden wiederfindet.